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Rechnungswesen: warum die Kostenrechnung so altmodisch ist

Von Lars E.

Letzte Aktualisierung am: 21. März 2017

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

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Rechnungswesen: warum die Kostenrechnung so altmodisch ist
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Das deutsche Rechnungswesen ist im Kern ein Produkt des deutschen Kaiserreiches. So trat das Handelsgesetzbuch am 01.01.1900 zusammen mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch in Kraft, als Nachfolger des erst seit 1861 geltenden Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuches (ADHGB).

Schon aus jener Zeit stammt der Gedanke der Offenlegung des Jahresabschlusses externen Interessenten gegenüber als Ausfluß der gesellschaftlichen Verantwortung des Kaufmannes. Was aber hat das mit der Kostenrechnung zu tun?

Auch das interne Rechnungswesen wurzelt in jener Zeit, auf die die ersten Bestrebungen zurückgehen, den Kostenbegriff von den Aufwendungen abzugrenzen und den Leistungsbegriff vom Ertrag des Kaufmannes. Muß der Kaufmann im Jahresabschluß Dritten gegenüber Rechnung legen, so legt er im Zahlenwerk der Kostenrechnung sich selbst und letztlich seinen Kunden gegenüber Rechenschaft, denn der Betrieb ist der Ort der Faktorkombination. Die Produktionsfaktoren aber, Kapital und Vermögen in der Bilanz, sind ein gesellschaftliches Phänomen weil Wirtschaft der Austausch nützlicher Güter ist. Diese entstehen durch Faktorkombination in Betrieben und Unternehmen. Deren juristische Einbettung in die Gesellschaft findet man in Abschluß und Handelsregister und deren Stoffwechselbeziehung hinsichtlich Boden, Kapital, Arbeit und Information manifestiert sich in Kosten und Leistungen.

Dieses Prinzip wurde über die Jahre verfeinert und durch das Bilanzrichtliniengesetz 1986, durch das Bilanzrechtsreformgesetz 2004 und jetzt durch das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz ab 2009 verändert aber nicht in seinem Wesen angetastet – noch nicht. Das besorgen schon jetzt ganz andere Mächte, deren unheiliges Wirken sich (noch) eher am internen Rechnungswesen manifestiert, am Verfall der Kostenrechnung.

Typisch für die Kostenrechnung ist es ja, nicht Zahlungen sondern Produktionsfaktorbewertungen zugrundezulegen. Das manifestiert gerade die gesellschaftliche Wichtigkeit der Unternehmungen, die in der Faktorallokation ihren Ausdruck findet. Der Unternehmer ist eben nicht ein Geld-, sondern ein Faktoroptimierer, gut an der Existenz nichtpagatorischer und kalkulatorischer Kosten zu demonstrieren. Geld und Faktoren harmonieren aber nur bei freien Märkten, denn nur dann ist das Geld auch ein Wertmaßstab. Dieser Gedanke verkommt aber immer. So schrieb im Forum für Betriebswirtschaft kürzlich jemand, „Experten“ hätten ihm gesagt, die statischen Methoden der Investitionsrechnung seien „out“ und es käme nur noch auf dynamische Methoden an, denn diese seien rein zahlungsorientiert: eine symptomatische Äußerung. Niemand kümmert sich mehr um Produktionsfaktoren und den damit verbundenen Wohlstand, es geht nur noch um Geld. Ohne Moos nix Los, nur Bares ist Wahres. Das Geld aber ist heute ein sehr schlechter Wertmaßstab, weil es so wenig Marktpreise gibt. Da wir aber längst wieder in einer faktischen Planwirtschaft leben, und nicht nur im Gesundheits- und im Energieversorgungsbereich, geht uns auch der Wohlfahrtsbegriff flöten. Die Wirtschaft dient nicht mehr der Gesellschaft und damit dem Menschen, sondern der Selbstbereicherung politischer Eliten. Sie wird zunehmend parasitär. Das also ist das „moderne“ Rechnungswesen. Was für Experten!

Und das ist auch, warum die Kostenrechnung so altmodisch ist: sie bewertet letztlich Märkte und mit ihnen den gesellschaftlichen Nutzen von Gütern. Das aber ist nicht modern in Zeiten, da die Europäische Union im Wege des Emissionshandels Milliardensubventionen zum Abbau von Arbeitsplätzen zahlt und der Klimaschwindel als Vorwand für Deindustrialisierung und Wiedereinführung der Sklaverei zum politischen Leitprinzip wird. Die Kostenrechnung ist letztlich auch ein Ausdruck der gesellschaftlichen Verantwortung des Unternehmers, der sich am Wohlstandsfortschritt orientiert, den sein Betrieb erschafft. Das aber ist überholt in einer Gesellschaft, in der sich jeder nur noch bereichert, bevorzugt auf Emissionsmärkten und in Finanzspekulationen. Dort zählen in der Tat nur Bar- und Buchgeld, nur pagatorische Scheinwerte, die von ihrer materiellen Basis losgelöst an Börsen zirkulieren, jedem gesellschaftlichen Nutzen und damit jedem Bezug zum Menschen enthoben.

Die große wirtschaftspolitische Leistung des Kaiserreiches war die gesellschaftspolitische Einbindung des Unternehmers. Ihn in den Wertschöpfungsprozeß extern wie intern zu integrieren. Die Harmonie zwischen Eigeninteressen und gesellschaftlichem Nutzen, die schon von Jean Baptiste Say vorhergesagt wurde, zu verwirklichen, also genau das Gegenteil des Klassenkampfes, der später zum Leitbild roter Politik wurde. Das Unternehmertum wurde damit zum Motor des Wohlstandes und Fortschrittes, insbesondere in seiner höchsten Manifestation, der Industrie. Heute ist es genau andersherum: wir verlieren die Industrie, den materiellen Wohlstand und mit diesen auch die Kostenrechnung. Die weitreichenden „modernen“ Offenlegungspflichten im HGB und mehr noch in den IFRS enthalten gerade keine Faktorinformation mehr. Keinen Bezug zur Gesellschaft, nur noch eine Relation zum Kapitalmarkt. Sie dienen der Einwerbung von Anteilseignern, dem Informationsnutzen an Börsen. Der Spekulation, der Bereicherung, nicht dem Wohlstand, schon gar nicht dem Fortschritt.

Das ist die Krankheit des „modernen“ Rechnungswesens: nicht mehr kalkulieren, nur noch spekulieren. Nur noch Scheinwerte, keine Produktionsfaktoren mehr. Ein tiefgreifendes Symptom unserer Zeit, in der der Mensch altmodisch geworden ist, und mit ihm der Faktorbegriff. Eine Spätzeit, in der wir da leben, und eine Zeit der politischen Entfremdung wie einst in der Feudalzeit, in die wir in Wirklichkeit längst zurückgekehrt sind.

Quellen: Forum für Betriebswirtschaft | Strompreise: was es wirklich kostet | Klimaschwindel: das schmutzige Geschäft mit der grünen Sklaverei | Wo es rückwärts vorwärts geht: über Produktivität, Knappheit und Herrschaft | Wovor die Mächtigen sich wirklich fürchten | Columbia, China und der Eisenberg

Quellen: Zingel, Harry, „Lehrbuch der Kosten- und Leistungsrechnung“, Heppenheim 2004, ISBN 3-937473-05-X, Amazon.de


Bildnachweise: © Wrangler/Fotolia.com

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Über den Autor

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Lars E.

Lars schloss 2015 sein Studium in Betriebswirtschaftslehre ab. Anschließend absolvierte er ein Volontariat in einer kleinen Kölner Redaktion. Seit 2017 ist er fester Bestandteil des Redaktionsteams von betriebsausgabe.de. Hier kann er sein fachliches Wissen mit dem Anspruch, verständliche Texte rund ums Steuerrecht zu schreiben, miteinander kombinieren.

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