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Wetten als Beruf oder Hobby: Muss man Wetteinnahmen versteuern?

Von Lars E.

Letzte Aktualisierung am: 16. Februar 2022

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

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Wetten als Beruf oder Hobby: Muss man Wetteinnahmen versteuern?
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Sportwetten: Muss man den Gewinn versteuern?

Wer mit seinen Tipps richtig lag und sich über einen ordentlichen Wettgewinn freuen darf, grübelt nach der ersten Euphorie nicht selten über der Frage, ob er etwas von der Gewinnsumme an den Fiskus abtreten muss. In der Tat grassiert doch immer wieder die Wettsteuer durch die Medien. Was also hat es damit auf sich? Muss man Wetteinnahmen und Gewinne versteuern?

Sportwetten erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. So mancher Sportfreund träumt sogar davon, sein Hobby und seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Wenn schon nicht als aktiver Sportler, dann doch zumindest als Experte, der mit Sportwetten sein Geld verdient. Doch Berufs-Wetter brauchen nicht nur Fachwissen und eine ausgeklügelte Strategie, sondern vor allem auch das berühmte Quäntchen Glück.

Egal ob man nur zum Spaß wettet oder damit seinen Lebensunterhalt bestreitet – nach einem Gewinn muss sich jeder Wetter zwangsläufig fragen, ob er den kompletten Gewinn behalten darf oder ob davon noch Steuern abzuführen sind.

Sportwetten: Muss man den Gewinn versteuern?

Dazu hilft es sich die gesetzlich definierten Einkommensarten anzuschauen. Wer diese genau betrachtet wird feststellen, dass Gewinne aus Sportwetten nirgendwo richtig reinpassen (eine Übersicht der wichtigsten Steuern finden Sie hier). Das liegt daran, dass der Gesetzgeber keine Versteuerung für diese Gewinne vorsieht. Ähnlich verhält es sich mit Gewinnen aus klassischen Lotterien wie Lotto 6 aus 49. Auch diese sind steuerfrei.

Allerdings hat der Bundestag bereits im Juli 2012 die Einführung einer Wettsteuer beschlossen, die auch längst Praxis ist. Sie richtet sich aber nicht an die Kunden, sondern an die Anbieter von Sportwetten. Diese sind dazu verpflichtet, fünf Prozent vom Umsatz mit Sportwetten an den Staat zu zahlen. Genau genommen also fünf Prozent von jedem Einsatz.

Manche Wettanbieter haben sich aufgrund der Steuer vom deutschen Markt zurückgezogen, weil dieser aufgrund der Besteuerung angeblich nicht mehr lukrativ sei. Viele sind aber bereits wieder zurückgekehrt und zahlen die Steuer zähneknirschend. Der Umgang mit der Steuer ist bei jedem Anbieter anders. Die meisten sind mittlerweile dazu übergegangen, die Steuer an die Kunden weiterzugeben. Vom Gewinn können die Anbieter die Wettsteuer nicht absetzen.

Globale Entwicklung der Wetteinsätze und Bruttospielerträge von Online Sportwetten von 2004 bis 2012

JahrWetteinsatzBruttospielertrag
200423,9 Mrd. US-Dollar2,4 Mrd. US-Dollar
200526,0 Mrd. US-Dollar2,7 Mrd. US-Dollar
200636,8 Mrd. US-Dollar3,3 Mrd. US-Dollar
200741,4 Mrd. US-Dollar3,7 Mrd. US-Dollar
200847,8 Mrd. US-Dollar4,3 Mrd. US-Dollar
200953,1 Mrd. US-Dollar4,4 Mrd. US-Dollar
201063,4 Mrd. US-Dollar5,1 Mrd. US-Dollar
201165,1 Mrd. US-Dollar5,3 Mrd. US-Dollar
201274,3 Mrd. US-Dollar5,9 Mrd. US-Dollar

Quelle: Statista/H2 Gambling Capital

Wettsteuer wird häufig auf Kunden umgelegt

Manche Wettanbieter besteuern den Einsatz des Kunden mit fünf Prozent. Die fünf Prozent werden nicht aufgeschlagen, sondern vom Einsatz abgezogen, wodurch sich dieser verringert. Andere Wettanbieter ziehen die fünf Prozent vom Gewinn ab. Dann fällt der Betrag zwar höher aus, dafür wird die Steuer für den Kunden nur dann fällig, wenn er auch tatsächlich etwas gewinnt. Der Anbieter selbst muss sie natürlich unabhängig davon an den Staat abführen. Einige wenige Anbieter übernehmen die Steuer für den Kunden und legen sie nicht sichtbar um. Oft sind dann aber die Quoten etwas schlechter, weil natürlich auch diese Anbieter nur ungern auf Gewinn verzichten.

Fakt aber ist: Wetter, egal ob berufsmäßig oder nur als Hobby, müssen sich mit dem Thema Steuer nicht belasten. Für die Wettsteuer sind die Wettanbieter zuständig. Gewinne müssen dem Finanzamt nicht gemeldet werden, weder außer der Reihe noch im Rahmen der Steuerklärung.

Ganz ähnlich sieht es übrigens bei unseren Nachbarn in Österreich aus. Auch hier gibt es keine Einkommensart, die Gewinne aus Glücksspielen vorsieht. Folglich sind sie steuerfrei. Anders verhält es sich in der Schweiz. Alle Gewinne, die die Freigrenze von 1.000 Schweizer Franken pro Jahr überschreiten, gelten als reguläres Einkommen und müssen entsprechend versteuert werden. Werden Gewinne beim staatlichen Wettanbieter erzielt, zieht dieser automatisch 35 Prozent Verrechnungssteuer ab, die sich die Schweizer jedoch über die Steuererklärung wiederholen können. Bei den privaten ausländischen Wettanbietern, die die Mehrzahl bilden, fällt dieser Steuersatz nicht an.

Bonusgutschriften sind ebenfalls steuerfrei

Und wie sieht es mit geschenktem Wettguthaben aus? Mit solchen Willkommensboni locken die Anbieter Neukunden, denn der Markt ist hart umkämpft. In der Regel wird die erste Einzahlung bis zu einer bestimmten Grenze verdoppelt, was das Wetten attraktiver machen soll. Bei einem Sportwetten Bonus in Höhe von 100 Prozent bis 100 Euro erhält der Neukunde bei einer Einzahlung über 100 Euro also den Maximalbetrag von 100 Euro geschenkt.

Auch hier können die Wetter aufatmen: Die Boni müssen ebenfalls nicht versteuert werden. Auch nicht, wenn Kunden Anbieter-Hopping betreiben und sich bei mehreren Anbietern den Wettbonus sichern.

Dass Deutschland eine Wettsteuer in Höhe von fünf Prozent auf alle Umsätze erhebt, ist zwar legitim, aber dennoch bemerkenswert. Immerhin gibt es hierzulande noch immer keine klare Gesetzgebung, was das Anbieten von Glücksspielen betrifft. Dabei hat der Europäische Gerichtshof die Mitgliedsstaaten schon vor Jahren aufgerufen, bis Ende 2011 für Klarheit zu sorgen. Denn das staatliche Glücksspielmonopol, wie es auch Deutschland gerne hätte, ist mit dem Europarecht nicht vereinbar.

Statt zu handeln, ignoriert Deutschland diesen Fakt einfach. Private Glücksspiel-Anbieter agieren deshalb in einer rechtlichen Grauzone. Sie argumentieren mit dem europäischen Recht und der darin verankerten Freizügigkeit. Deutschland legalisiert die Anbieter zwar nicht, dudelt sie aber und schöpft sie mit der Wettsteuer seit einigen Jahren auch ab.

Die einzige Lösung für einen sinnvoll regulierten Glücksspielmarkt, der die Verbraucher nicht in Schwarzmärkte drängt, ist eine europaweit einheitliche Gesetzgebung. Obwohl es diesbezüglich immer wieder Bemühungen gab, ist trotz jahrelanger Verhandlungen keine Lösung in Sicht. Innerhalb von Deutschland hat lediglich das Bundesland Schleswig-Holstein gehandelt und gibt Glücksspiellizenzen heraus, die einen rechtlich einwandfreien Betrieb von Wettportalen und Online Casinos ermöglichen.

Bildnachweise: © Lukas Gojda - Fotolia.com

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Über den Autor

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Lars E.

Lars schloss 2015 sein Studium in Betriebswirtschaftslehre ab. Anschließend absolvierte er ein Volontariat in einer kleinen Kölner Redaktion. Seit 2017 ist er fester Bestandteil des Redaktionsteams von betriebsausgabe.de. Hier kann er sein fachliches Wissen mit dem Anspruch, verständliche Texte rund ums Steuerrecht zu schreiben, miteinander kombinieren.

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