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Strompreise: was es wirklich kostet

Von Lars E.

Letzte Aktualisierung am: 26. August 2022

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

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Strompreise: was es wirklich kostet
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Alle ärgern sich über die Strompreise, die Verbraucher und die Unternehmen darüber, daß er zu hoch ist, und die Politik sowie die von der gegenwärtigen Verknappung profitierenden Energiekonzerne darüber, daß er angeblich noch viel zu niedrig sei. Man kann die Debatte jedoch versachlichen, indem man sich die Zusammensetzung des gegenwärtigen Strompreises vergegenwärtigt. Nachdenken und Konsequenzen ziehen muß dann jeder selbst. Versuchen wir beides doch mal:

So bestehen die Strompreise für Elektrizität aus einer Vielzahl von Faktoren, die die Energiewirtschaft längst nicht mehr frei kalkulieren darf, sondern für deren Berechnung ins Detail gehende Vorschriften gegeben sind. Die nebenstehende Rechnung unterliegt also nicht der Beliebigkeit wie etwa die Kalkulation mancher anderer Betriebe, die noch die Vertragsfreiheit haben, sondern ist im einzelnen gesetzlich, um nicht zu sagen planwirtschaftlich geregelt.

Dennoch machen Beschaffung, Transport und Vertrieb des Stromes nur ca. 59% des Gesamtpreises aus. Die restlichen Preisbestandteile sind Steuern und Abgaben. Energie ist damit um mehr als ein Drittel zu teuer. Der Staatsanteil am Energiepreis beträgt ca. 41%.

Aber selbst das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange: „Beschaffung, Transport und Vertrieb“ umfaßt nämlich auch den Windstrombetrieb. Wir wissen aber, daß ständig konventionelle Leistung vorgehalten werden muß, damit es bei Rückgang der Windleistung nicht zu Stromausfällen kommt. Konventionelle Kraftwerke müssen wegen der Leistungsschwankungen der Windenergie „vorsorglich“ über Bedarf betrieben werden. Die Windenergie bewirkt also eine Verschwendung von Energieträgern, die in den 59% enthalten ist. Der Anteil der von „erneuerbaren“ Energien herbeigeführten Verschwendung dürfte jedoch erheblich sein: Im Windstromland Dänemark beträgt nach Auskunft der gleichen Quelle der Staatsanteil satte 73%, vor Deutschland der weltweit höchste Satz.

Weiterhin werden die Unternehmen seit einiger Zeit bekanntlich gezwungen, am Emissionshandel teilzunehmen. Selbst wenn man dem staatstragenden Klimaschwindel, der Mensch könne das Klima beeinflussen glauben mag, ist der Einfluß der Emissionszertifikate auf den Strompreis erheblich. Unwissende werfen hier oft ein, die Emissionszertifikate seien der Energiewirtschaft am Anfang der gegenwärtigen Kyoto-Planperiode geschenkt worden. Dabei wird aber, ob aus Unkenntnis oder Böswilligkeit sei dahingestellt oft unterschlagen, daß die Anlagenbetreiber diese Klimascheine gleich zu Anfang auf dem Emissions“markt“ verkauft haben, um fortan von eben diesem Pseudo-Markt neue Emissionsberechtigungen „hinzukaufen“ zu müssen, um ihre Anlagen weiter betreiben zu dürfen. Diese Kosten wurden natürlich auf die Stromkunden umgelegt. Der „Wert“ der Emissionszertifikate mag ein Geschenk gewesen sein, aber an die Energiewirtschaft und nicht an den Stromkunden. Der hat teuer bezahlt. Auch dieser Emissionshandel ist Teil der 59%.

Bleiben Strombörsen wie die EEX in Leipzig. Auch sie tragen zur Erhöhung der Beschaffungskosten bei, denn sie sind Orte der Spekulation, und Spekulanten haben bekanntlich ein Interesse an steigenden Preisen. Sie bereichern sich am Abbau industrieller Kapazitäten in Deutschland, und der Stromverbraucher zahlt – ein hochgradig verwerflicher Mechanismus, die Deindustrialisierung des Landes vom Stromkunden finanzieren zu lassen.

Letztlich das Argument der monopolistischen Marktstrukturen der Anbieterseite. Dies ist nicht zu leugnen, aber um so weniger verständlich ist, daß die bis Ende Juni 2007 ausgeübte Marktkontrolle abgesbchafft wurde. Hätte man in Berlin ein Interesse an Kostensenkungen, würde man entweder die Stromkonzerne schnell zerschlagen, oder weiterhin Preiskontrollen ausüben. Die Konzerne müssen aber seit dem 1. Juli 2007 ihre Preise nicht mehr genehmigen lassen – was bekanntlich zu erheblichen Steigerungen geführt hat. Warum hat man das nicht verhindert, wo das doch so leicht gewesen wäre?

Über die Kostensteigerung durch den Windstrom außerhalb der in der Grafik ausgewiesenen Zwangsaufkaufspreise und über die wirkliche Höhe von in den Beschaffungs- und Erzeugungskosten versteckten Quasi-Steuern wie dem Emissionshandel waren keine brauchbaren Daten zu kriegen. Daß Strom ganz grob geschätzt um wenigstens 41% günstiger sein könnte, wenn man nur wollte, besteht aber kaum ein Zweifel.

Bleibt die Behauptung von steigenden Rohstoffpreisen. Es trifft zu, daß Öl und Uran teurer werden, aber das wirkt sich kaum auf den Energiepreis aus. Es ist nur ein verschwindend kleiner Teil selbst im Posten „Beschaffung, Transport und Vertrieb“.

Wie haben an dieser Stelle dem Staat immer wieder Böswilligkeit unterstellt. Das tun wir an dieser Stelle erneut. Niemand hat in Berlin ein Interesse an der Senkung der Stromkosten, denn dies wäre per Gesetzesakt in wenigen Tagen zu erreichen – sei es durch Steuersenkung, sei es durch Zerschlagung der Energiekonzerne. Wenn man nur wollte. Stattdessen bereichert man sich gemeinsam mit den Energiekonzernen an der Deindustrialisierung des Landes, ein offensichtlicher Bruch des Amtseides, Schaden vom Deutschen Volke abzuwenden. Ein hoher Energiepreis ist aber offenbar auch wichtig, um die in Europa anscheinend immer noch gefürchteten Deutschen kleinzuhalten, und um politische Macht auszuüben, denn durch billige Energie wird die Freiheit erhöht und der Politiker wird überflüssig. Daher fürchtet die politische Kaste nichts so wie günstige Energie und individuelle wirtschaftliche Wahlhandlungsfreiheiten.

Wir sollten die Freiheit wiedererlangen, und Freiheit des Einzelnen ist auch immer die Freiheit der Wirtschaft, weil die Wirtschaft durch Faktorkombination die Produkte der Natur abringt, die wir zur Entfaltung unserer Freiheit nunmal brauchen. Beschränkt man aber die Möglichkeiten der Wirtschaft, was durch überhöhte Kosten am leichtesten geht, dann beschränkt man die Freiheit des Einzelnen. Das haben andere Regime in Deutschland schon früher versucht, mit den bekannten Folgen. Warum aber wiederholen wir Fehler, aus denen wir zu lernen anscheinend nicht bereit sind?

Quellen: Wie die Windenergie Arbeitsplätze und Rohstoffe vernichtet | Lebensmittelpreise: ein Beispiel | Explosion einer Steuer: die Mineralölsteuer seit 1950 | Zwischenruf: Der böse Atomdämon, oder worum es in der Kernkraftdebatte wirklich geht | Wohlstandsverlust: warum schwinden die Realeinkommen?

Bildnachweise: © Stockfotos-MG/Fotolia.com

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Über den Autor

Autor
Lars E.

Lars schloss 2015 sein Studium in Betriebswirtschaftslehre ab. Anschließend absolvierte er ein Volontariat in einer kleinen Kölner Redaktion. Seit 2017 ist er fester Bestandteil des Redaktionsteams von betriebsausgabe.de. Hier kann er sein fachliches Wissen mit dem Anspruch, verständliche Texte rund ums Steuerrecht zu schreiben, miteinander kombinieren.

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