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Die inverse Inflation, oder warum die EZB den Leitzins senken sollte

Von Lars E.

Letzte Aktualisierung am: 31. Januar 2022

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

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Die inverse Inflation, oder warum die EZB den Leitzins senken sollte
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EZB-Präsident Jean Claude Trichet hat in ungewöhnlich deutlicher Weise angekündigt, Anfang Juli die Leitzinsen im Euro-Raum wegen der inzwischen nicht mehr zu übersehenden Inflation erhöhen zu wollen. Er tut das in Übereinstimmung mit den üblichen Lehren der Makroökonomie. Die jedoch versagen in der gegenwärtigen Situation: eine Leitzinserhöhung wird die Inflation nicht bremsen, sondern beschleunigen – und unser aller Wohlstand beschädigen. Schauen wir mal nach, warum.

So argumentieren die Ökonomen mit der Fischerschen Verkehrsgleichung, nach der das Produkt aus Geldmenge (M) und Umlaufgeschwindigkeit (v) dem aus Bruttosozialprodukt (Y) und Preisniveau (P) entsprechen muß:

M x v = P x Y

Das Bruttosozialprodukt ist hier weitgehend eine Tatsache, die zwar von der Tagespolitik, aber nur wenig von der Geldpolitik der Zentralbank beeinflußt werden kann. Deren Hauptaufgabe ist, das Preisniveau konstant zu halten. Ist die Geldumlaufgeschwindigkeit v nun weitgehend langfristig determiniert, also kurzfristig nahezu konstant, so muß die Zentralbank nur dem Bruttosozialprodukt entsprechend an der Geldmengenschraube drehen, um Preisniveaustabilität herbeizubringen: inflationäre Tendenzen lassen sich so mit Geldverknappung durch höhere Zinsen beherrschen, denn höhere Zinsen mindern das Kreditvolumen und damit die Nachfrage. Und das hält die Preise konstant. Sagt jedenfalls das Lehrbuch.

Lehrbücher werden aber nicht für systemische Krisen geschrieben, und daher gelten jetzt andere Regeln. So ist die derzeitige Inflation nicht nachfrage-, sondern ökoflationsgetrieben: Spekulation, Ökosteuer und höhe Importpreise tragen alle zur Explosion bei Energiepreisen bei, und der Mißbrauch landwirtschaftlicher Flächen für Ökosprit treibt die Lebensmittelpreise und mit ihnen die Hungerkrise: Dummheit, Angst und Armut, die Säulen der politischen Herrschaft nach Ende des Kalten Krieges. Die sind die Ursachen. Höhere Zinsen wirken sich aber nicht auf Güter mit starrer Nachfrage aus. Energie und Lebensmittel müssen weiter nachgefragt werden. Statt das Preisniveau zu reduzieren, würden noch höhere Zinsen überzogene Konten teurer machen, nicht aber die inflationskritischen Segmente der Nachfrage senken. Sie würden also unseren Wohlstand noch weiter beeinträchtigen, aber die Inflation nicht bremsen. Im Gegenteil:

Auch Energieimporte sind oft kreditfinanziert, und die Eigenkapitalquote vieler Unternehmen sinkt kontinuierlich. Gewinne können kaum mehr thesauriert werden, weil keine Gewinne mehr erwirtschaftet werden seit der Aufschwung mit der Bahn kommt: höhere Kreditkosten würden aber auf die Verkaufspreise umgelegt, also einen weiteren Inflationsschub bewirken. Trichets Zinsbombe explodiert also in unseren Konten und Portemonnaies, wo ohnehin schon Ebbe herrscht – eine inverse Wirkung der Geldpolitik, sozusagen.

Nein, wir befinden uns in Wirklichkeit in einer schöngeredeten Krise, und da müssen die Zinsen gesenkt werden – flankiert von stützenden tagespolitischen Maßnahmen der Regierung, wie Steuersenkungen und Deregulierungen. Mit ihrem sogenannten „Klimapaket“ hat das merkel’sche Grünregime aber gerade bewiesen, den bisherigen Abzocke- und Verteuerungskurs gnadenlos auf Kosten der Armen fortsetzen zu wollen. Entlastung ist also nicht in Sicht. Noch nicht.

Quellen:

Bildnachweise: © pfpgroup/Fotolia.com

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Über den Autor

Autor
Lars E.

Lars schloss 2015 sein Studium in Betriebswirtschaftslehre ab. Anschließend absolvierte er ein Volontariat in einer kleinen Kölner Redaktion. Seit 2017 ist er fester Bestandteil des Redaktionsteams von betriebsausgabe.de. Hier kann er sein fachliches Wissen mit dem Anspruch, verständliche Texte rund ums Steuerrecht zu schreiben, miteinander kombinieren.

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