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Basel II und die Hypothekenkrise, oder was lange währt wird endlich Wut

Von Lars E.

Letzte Aktualisierung am: 31. Januar 2022

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

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Basel II und die Hypothekenkrise, oder was lange währt wird endlich Wut
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Seit Anfang 2007 ist die neue Richtlinie über die Eigenkapitalunterlegung von Bankkrediten, besser bekannt als Basel II in Kraft und beschränkt die Darlehensvergabe insbesondere an den Mittelstand. Je nach Bonität des Kreditschuldners müssen die Banken ausgereichte Kredite jetzt mit 1,6% bis 12% Eigenkapital unterlegen – bei Eigenkapitalquoten von oft unter 3% in den Bilanzen mancher Banken bleibt da ganz offenbar für viele Mittelständler nichts mehr übrig. Doch auch hier hat die US-Hypothekenkrise zu neuem Nachdenken geführt.

Als ungerecht wird nämlich empfunden, daß insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen es jetzt wesentlich schwerer haben, an Fremdmittel zu kommen. Dies beschränkt die wirtschaftlichen Spielräume des Mittelstandes ganz erheblich, wenn keine alternativen Finanzierungsformen wie Mezzanine-Finanzierung oder Venture Capital zur Verfügung stehen. Darunter leidet insbesondere die produktive Wirtschaft. Doch für die Banken selbst scheint nicht zu gelten, was den Kunden auferlegt wird.

Das nämlich hat die Hypothekenkrise drastisch gezeigt: die Finanzwetten, in denen die Kreditwirtschaft selbst verstrickt ist, sind oft das Papier nicht wert, auf das sie geschrieben stehen. Rating-Agenturen messen anscheinend mit zweierlei Maß: hart arbeitende Produktionsbetriebe werden von der Fremdkapitalversorgung abgeschnitten und müssen verlagern und entlassen, aber die Kreditwirtschaft selbst darf tun und lassen, was sie will. Ein industrieller Mittelständler von Subprime-Bonität hätte keine Chance auf Kreditzusage, aber die faulen US-Hypotheken wurden quer durch die Bankenlandschaft hin und her verschachert. Bei drohendem Einsturz des Finanzkartenhauses aber werden Verluste dann sozialisiert, so zum Beispiel im Fall der Industriekreditbank oder bei den Sparkassen in Sachsen. Der Steuerzahler springt ein, wenn die Kreditwirtschaft einzustürzen droht, nicht aber, wenn der Mittelständler Geld braucht: für den ist Kredit wie Sex: wer am meisten braucht, bekommt am wenigsten. Kein Wunder, daß sich Unmut regt.

So hat die Hypothekenkrise auch ihre Vorteile, denn sie hat die den Beteiligten schon immer offenbaren Ungleichmäßigkeiten von Basel II für alle offengelegt. Sie zeigt, wie ungerecht Basel II in Wirklichkeit ist, und wie schlecht für produktive Arbeitsplätze. Doch was lange währt wird endlich Wut: wenn jetzt durch das Hypothekendesaster ein Nachdenkprozeß endlich in Gang kommt, könnte die Kreditvergabe erneut reformiert werden. Und mit ein wenig Nachdruck könnte dabei auch ein Kreditmodell entstehen, das wieder an produktiver Nutzenstiftung statt an virtuellen Finanzwetten orientiert ist. Produktion statt Emissionshandel, Maschinenbau statt Derivatgeschäfte. Das würde nicht nur dem Mittelstand nützen, der in Deutschland mit Abstand die meisten Arbeitsplätze schafft, sondern auch dem Kunden, der nämlich am Ende die Zeche zahlt, ganz gleich ob an der Ladentheke oder per Steuerformular.

Quellen: gruenderlexikon.de

Bildnachweise: © Gina Sanders/Fotolia.com

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Über den Autor

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Lars E.

Lars schloss 2015 sein Studium in Betriebswirtschaftslehre ab. Anschließend absolvierte er ein Volontariat in einer kleinen Kölner Redaktion. Seit 2017 ist er fester Bestandteil des Redaktionsteams von betriebsausgabe.de. Hier kann er sein fachliches Wissen mit dem Anspruch, verständliche Texte rund ums Steuerrecht zu schreiben, miteinander kombinieren.

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