≡ Menu

Ist Factoring für Startups sinnvoll? Vor- und Nachteile gegenübergestellt

Von Lars E.

Letzte Aktualisierung am: 14. März 2018

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (38 Bewertungen)
Ist Factoring für Startups sinnvoll? Vor- und Nachteile gegenübergestellt
Loading...
Ist Factoring sinnvoll? Vorteile und Nachteile im Vergleich

Wann ist Factoring sinnvoll? In einem Beitrag über Factoring für KMU  haben wir über den schwedischen Factoring-Anbieter SVEA berichtet. Dieser verfolgt einen innovativen Ansatz, bestehend aus einer deutlich reduzierten jährlichen Grundgebühr, einer fallabhängigen Wahl der für Factoring in Frage kommenden Debitoren sowie einer Integration von digitalen Prozessen, um die Ausfallwahrscheinlichkeit zu verringern und die Integration von Factoring im Rahmen einer sinnvollen Liquiditätsplanung auch für Startups und KMU interessant zu machen.

Doch wirklich entscheidend sind aus Sicht kleiner und mittlerer Unternehmen vor allem Dinge, die diese selbst in der Hand haben und flexibel steuern können. Wir wollen in diesem Ratgeber zunächst die wesentlichen Aspekte benennen, die für Erfolg oder Misserfolg neu gegründeter Unternehmen verantwortlich sind, und im Anschluss auf die Vor- und Nachteile des Factorings eingehen.

Das Wichtigste zuerst: Warum scheitern viele Startups?

Aus dem Silicon Valley wissen wir, dass Scheitern nicht zwangsläufig eine negative Konnotation haben muss. Scheitern wird hier als Teil des Lernprozesses verstanden, was so weit führt, dass Risikokapitalgeber sogar eher bereit sind, erfahrenen und bereits gescheiterten Gründern unter die Arme zu greifen, als jenen, bei denen offensichtlich noch alles rund zu laufen scheint.

Das US-Analysehaus „CB Insights“ hat jüngst eine Auswertung vorgelegt, basierend auf rund einhundert Erfahrungsberichten, die von gescheiterten Gründern verfasst wurden. In diesem Bericht (auf Englisch) wurden die 20 häufigsten Gründe dafür genannt, weshalb ein Startup scheitert. Laut dieser Auswertung scheitern Startups durchschnittlich 20 Monate nach der zuletzt erfolgten Finanzierung – die Höhe der Gelder, die bis dahin eingeworben wurden, betrug durchschnittlich 1,3 Millionen Euro.

Nun verraten diese Angaben nichts Konkretes darüber, weshalb die Unternehmen gerade gescheitert sind. Es kristallisiert sich aber heraus, dass vor allem drei Gründe dafür verantwortlich sind, dass ein Startup nach einiger Zeit zum Scheitern verurteilt ist:

  1. Es fehlt der Markt für das entsprechende Produkt. (42 Prozent der Fälle)
  2. Das nötige Kleingeld fehlt, um erfolgreich weiterzumachen. (29 Prozent der Fälle)
  3. Die Zusammensetzung des Teams war unzureichend, um damit erfolgreich zu sein. (23 Prozent der Fälle)

Diese Top 3 Gründe offenbaren, dass Planung nicht zuletzt bei so elementaren Aspekten wie Personal oder Finanzen das A und O darstellt. Nicht selten sind aber verschiedene Gründe dafür verantwortlich, dass es ein Startup nicht über eine gewisse Schwelle schafft. Ein wesentlicher Grund dürfte sicherlich sein, dass die Abhängigkeit von einem oder wenigen Kunden ab einer gewissen Gemengelage gefährlich wird. Große Debitoren entscheiden damit, ob nun bewusst oder unbewusst, über ein Fortbestehen oder den Niedergang eines Unternehmens.

Die Alternative für Gründer: Factoring zur Gewährleistung der Liquidität
Factoring hat den Vorteil, dass wichtige Aufgaben der Buchhaltung ausgelagert werden und der Fokus auf das Kerngeschäft möglich bleibt. Mittels Factoring ist es möglich, Rechnungen an den „Factor“ abzutreten, der dafür eine zuvor vereinbarte Gebühr vereinnahmt und im Gegenzug den hierdurch reduzierten Rechnungsbetrag unmittelbar zur Zahlung anweist.

Zahlungsziele von sechs Wochen oder mehr, wie sie in vielen Branchen üblich zu sein scheinen, werden damit umgangen. Je nach Vertragsmodell zahlt das Unternehmen für die Bereitstellung dieser Dienstleistungen einen vom Volumen unabhängigen jährlichen Grundpreis, hinzukommen variable Anteile je nach Rechnungsbetrag und/oder Debitor. Je mehr Rechnungen auf diesem Wege abgegeben werden, desto höher fällt der mögliche Zinsvorteil für das Unternehmen aus.

Der Zugang wird vielen Startups sowie kleinen und mittleren Unternehmen jedoch regelmäßig erschwert, denn klassische Factoring-Unternehmen verlangen einen hohen Mindestumsatz, entsprechende Grundgebühren und übernehmen zumeist keine „Ausfalldeckung“. Damit ist gemeint, dass das Ausfallrisiko vom die Leistung erbringenden Unternehmen auf den Factor übergeht. Im Fall der Fälle, also bei Nicht- oder Geringzahlung des Schuldners, muss das Unternehmen dennoch für die Differenz aufkommen.

Eine Alternative bieten zunehmend FinTechs, die in den Factoring-Markt drängen und ein modernes, günstiges und „flexibles Factoring“ zu fairen Grundgebühren anbieten. Über einfach zu verwaltende Online-Portale machen solche Anbieter es möglich, stets von Einzelfall zu Einzelfall zu entscheiden, ob Factoring als Mittel der Wahl für bestimmte Kunden oder Rechnungssummen sinnvoll ist und daher zur Anwendung kommen soll, oder eben nicht.

Fazit – Gründer sollten die Risiken klar beziffern und Chancen wahrnehmen

Wer als Gründer nicht das Schicksal vieler anderer Leidensgenossen teilen will, sollte von Anfang an klar analysieren, wo und in welchem Maße die Risiken in seinem Geschäft liegen. Und zwar dort, wo Geschäftsbeziehungen einen spürbaren Einfluss auf das Unternehmen selbst nehmen. Gerade bei unregelmäßigen Zahlungen, bei variablen Abstandszahlungen oder Verträgen, die Leistungen verrechnen und damit eine geringere Auszahlung zur Folge haben, könnte Factoring ein sinnvolles Mittel zur Unternehmensfinanzierung darstellen.

Factoring sollte demnach dezidiert betrachtet werden, also getrennt zwischen Factoring ohne Ausfallschutz und Factoring mit Ausfallschutz. Denn nur so lassen sich Gebühren und Provisionen dahingehend bewerten, ob sie insgesamt einen Sinn ergeben und Risiken dadurch minimiert werden können.


Bildnachweise: © SBH - Fotolia.com

Das könnte Sie auch interessieren:

Über den Autor

Male Author Icon
Lars E.

Lars schloss 2015 sein Studium in Betriebswirtschaftslehre ab. Anschließend absolvierte er ein Volontariat in einer kleinen Kölner Redaktion. Seit 2017 ist er fester Bestandteil des Redaktionsteams von betriebsausgabe.de. Hier kann er sein fachliches Wissen mit dem Anspruch, verständliche Texte rund ums Steuerrecht zu schreiben, miteinander kombinieren.

{ 0 comments… Kommentar einfügen }

Kommentar hinterlassen